taifun-taekwondo

Einleitung

Die Form, koreanisch Poomsae (Poom=Bewegung; Sae=Erscheinung), ist ein Kampf gegen imaginäre Gegner ("Schattenboxen"). Sie besteht aus einem vorgegebenen Ablauf von Verteidigungs- und Angriffstechniken. Die Poomsae vermittelt eine Idee der Bewegung (Blocks, Schläge, Kicks usw.). Der Schüler lernt fliessende Bewegungen und das Gefühl für den Rhythmus der Bewegungsabläufe. Für die Selbstverteidigung ist das Laufen der Poomsae insofern nützlich, jedoch nicht genügend, um sich effektiv verteidigen zu können. Die motorischen und koordinativen Fähigkeiten für die Selbstverteidigung müssen separat - am besten mit einem Trainingspartner - erlernt werden.

Die Poomsae ist ein wichtiger Teil jeder Gürtelprüfung. Zudem kann sie in einem sportlichen Wettkampf vor den Augen einer Jury gezeigt werden, welche die technische Ausführung sowie die Präsentation der Poomsae bewertet. Jedes Jahr finden die Poomsae-Schweizermeisterschaften statt.

Worauf ist beim Laufen der Poomsae zu achten?

  • Die Bewegungen sind mit maximaler Geschwindigkeit und Kraft bei gleichzeitiger Kontrolle der Techniken und des Gleichgewichts auszuführen.
  • Die Muskulatur ist im Rhythmus der Bewegungen angespannt oder entspannt. Dem gleichen Rhythmus folgt die Atmung (Einatmen bei der Bewegungsvorbereitung, Muskulatur ist entspannt, Ausatmen beim Finalisieren der Bewegung, Muskulatur ist beim Impakt angespannt).
  • Nur der Endpunkt der Techniken (Schlag, Block oder Kick) wird akzentuiert (eingerastet), nicht aber die Ausholbewegung. D.h. im Moment des Impakts ist der Körper für einen kurzen Augenblick angespannt. Die Spannung löst sich aber sofort wieder. Dauert die Anspannung zu lange, wird die Bewegung verlangsamt und es entsteht der Eindruck einer schleppenden Ausführung der Poomsae. Auch für die Anwendung der Techniken in der Selbstverteidigung ist die korrekte Ausführung in diesem Sinne sehr wichtig.
  • Je nach Anwendung und Bedeutung einer Technik sollte der Bewegungsablauf entweder beschleunigt oder gebremst werden.
  • Die Poomsae muss an der gleichen Stelle beendet werden, wo sie begonnen wurde. Dadurch wird die präzise Ausführung der Einzeltechniken in Relation zur Gesamtform demonstriert.
  • Der Taekwondoin muss den Sinn und Zweck jeder Technik kennen.

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Schülerformen

© Golden Phoenix Taekwondo
© Golden Phoenix Taekwondo

Die acht Schülerformen werden mit Taegeuk ("Tae" = Grösse; "Geuk" = Ewigkeit) bezeichnet. Sie repräsentieren das Um-Yang-Prinzip (besser bekannt unter dem chinesischen Begriff Yin-Yang). Taegeuk steht für die Harmonie zwischen den gegensätzlichen Polen Um (Erde, weibliches Prinzip) und Yang (Himmel, männliches Prinzip).

Aus dem Taegeuk werden acht Grundgedanken der ostasiatischen Philosophie abgeleitet. Im alten Korea wurden sie als die acht Symbole der Macht bezeichnet. Vier befinden sich in der koreanischen Flagge. Die Bewegungen der Taegeuk-Poomsae folgen den Grundlinien dieser acht Symbole.

Taegeuk Il Jang
Keon=Himmel und Licht sowie Yang. Vom Himmel kommt der Regen und das Licht der Sonne, damit alles wachsen und gedeihen kann. Der Himmel symbolisiert die Schöpfung, den Beginn allen Seins. Der Taekwondoin beginnt mit dieser Poomsae seinen Weg als Träger des weissen Gürtels.

Taegeuk Yi Jang
Tae=Innere Kraft und äussere Sanftheit. Der Taekwondoin verfügt über eine gefestigte innere Kraft, die ihn ausgeglichen und ruhig erscheinen lässt. Die Poomsae muss ruhig und kraftvoll ausgeführt werden.

Taegeuk Sam Jang
Ri=Feuer. Damit ist Wärme, Licht, Hoffnung und Zuversicht verbunden. Der Taekwondoin verfügt, wie die Sonne, über Energie und Ausstrahlung. Feuer repräsentiert auch die Leidenschaft des Taekwondoin für die Kampfkunst. Die Bewegungen sollen dynamisch und leidenschaftlich ausgeführt werden.

Taegeuk Sa Jang
Jin=Donner. Der Donner ist eine der stärksten Naturgewalten. Mit dieser Form erreicht der Taekwondin den Status eines fortgeschrittenen Anfängers. Die Bewegungen sind anspruchsvoll. Sie sind zielstrebig und kraftvoll auszuführen. Taegeuk Sa Jang verlangt Ausdauer und Mut.

Taegeuk Oh Jang
Seon=Wind. Der Wind kann kraftvoll und zerstörerisch, aber auch sanft und weich sein. Dasselbe gilt für den fortgeschrittenen Taekwondin. Der Stärke und Leistungsfähigkeit des fortgeschrittenen Kampfkünstlers steht sein friedfertiges und ruhiges Naturell gegenüber. Diese beiden Pole stehen im Gleichgewicht, ansonsten der Schüler den Weg verpasst. Die Bewegungen der Poomsae verlaufen ruhig und gleichmässig, aber auch kraftvoll und stürmisch.

Taegeuk Yuk jang
Gam=Wasser. Wasser steht für einen flexiblen Geist und einen flexiblen Körper. Wasser lehrt uns, dass pure Kraft nicht der einzige Weg ist. Der Schüler sollte, wie das Wasser, den Wege des geringsten Widerstandes wählen. Die Poomsae zeichnet sich durch fliessende, weiche Bewegungen aus.

Taegeuk Chil Jang
Gan=Berg. Mit dieser Poomsae erreicht man den höchsten Schülergrad. Das Symbol dieser Poomsae bedeutet: "Gipfel eines Berges". Ein Berg symbolisiert Dauerhaftigkeit, Weisheit, Geist und Stabilität. Der Mensch muss die Standfestigkeit eines Berges besitzen. Taegeuk Chil Jang enthält viele anspruchsvolle Bewegungen aus schwierigen und labilen Positionen (Bom Sogi und Koa Sogi).

Taegeuk Pal Jang
Gon=Erde und Um (Yin). Die Erde ist die Mutter des Lebens. Sie bringt das Leben hervor und sorgt dafür, dass es erhalten bleibt und sich entwickelt. Dies ist die letzte Poomsae, die letzte Hürde auf dem Weg zum ersten Meistergrad. Die Grundausbildung ist abgeschlossen. Der Kreis schliesst sich und ein neuer Zyklus mit neuen Herausforderungen beginnt.

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Meisterformen

Es gibt neun Meisterformen.

Koryo
Korea. Koryo ist der Name einer alten Dynastie (918 bis 1392 n.Chr.) nach der das heutige Korea benannt ist. Das kulturelle Erbe aus dieser Zeit ist sehr bedeutend. Deshalb entspricht das Diagramm, auf dessen Linien die Bewegungen ablaufen, dem Schriftzeichen für "der Gelehrte".

Kumgang
Diamant. Das Wort selbst bedeutet: zu fest, um zerbrochen zu werden. Für buddhistische Mönche ist es aber auch die Bezeichnung für die Überwindung seelischer Schmerzen durch Weisheit und Tugend. Auch der schönste Berg Koreas wird Kumgang-San genannt. Die Bewegungsrichtungen folgen daher dem Schriftzeichen für »der Berg«. Entsprechend den Bedeutungen von Kumgang sollen die Bewegungen geistige Kraft und die Härte eines Diamanten ausdrücken.

Taebaek
Heiliger Berg. Korea wurde der Sage nach vor 4100 Jahren auf dem Berg Baeku gegründet. Dieser Berg trug früher den Namen Taebaek; er ist der grösste und erhabenste Berg Koreas. Diese Poomsae demonstriert nicht nur Schnelligkeit und Genauigkeit, sondern auch Strenge und Entschlossenheit.

Pyongwon
Ebene. Eine grosse und offene Ebene erstreckt sich endlos und gibt dem Betrachter das Gefühl majestätischer Freiheit und grenzenloser Weite. Das Diagramm verläuft dementsprechend auf einer Linie.

Sipjin
Zehn (Dezimalsystem). Das Zehnersystem ist eine ständige numerische Wiederholung des Wertes zehn, einhundert, eintausend, eine Million, eine Milliarde.... Damit ist die Zahl 10 Symbol für grenzenloses Wachstum. Das Wachstum ist aber nur bei einer systematischen und geregelten Ordnung wirkungsvoll. Das Diagramm dieser Poomsae ist das Schriftzeichen für "10". Die Bewegungen sind abwechslungsreich, aber geordnet und diszipliniert.

Jitae
Erde. Gemäss dem fernöstlichen Glauben entspringt alles Leben aus der Erde hervor und kehrt in sie zurück. Lebewesen und Naturphänomene ändern und formen sie fortlaufend. Poomsae Jitae vereint diese Eigenschaften der Erde in ihren Bewegungen.

Chonkwon
Himmel. In alter Zeit wurde der Himmel als Herrscher über das Universum verehrt. Poomsae Chonkwon ist durchdrungen von Bewegungen, die voll Erhabenheit und Vitalität sind, wie ein in den Himmel aufsteigender Adler.

Hansu
Wasser. Wasser wird als der Ursprung des Lebens angesehen. Die Eigenschaften des Wassers - ruhig, wild, flüssig, anpassungsfähig - sind auch typisch für die Bewegungen bei dieser Poomsae.

Ilyo
Geist und Einheit. Im Buddhismus bezeichnet man den Zustand der geistigen Ausbildung, in dem Geist und Körper zu einer Einheit verschmelzen, Ilyo. Die höchste Aufgabe des Taekwondoin ist es, diesen Zustand Ilyo zu suchen. Das Ziel ist eine Disziplin, bei der man mit konzentrierter Aufmerksamkeit bei jeder Bewegung alle weltlichen Gedanken und Dinge abschüttelt.

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